Blog vom Alten Ostfriesen
Impressum & Datenschutzerklärung * Startseite

Auswirkungen des Massentourismus an Ostfrieslands Nordseeküste

Die ostfriesische Nordseeküste mit ihren Urlaubsorten wie Neuharlingersiel, Bensersiel, Norddeich oder Greetsiel stellt schon seit vielen Jahren ein beliebtes Urlaubsziel vieler Menschen dar. Deshalb stellen touristische Einnahmen für einen Teil der Bewohner dieser Region auch schon seit längerer Zeit eine wichtige Finanzquelle dar. Die Art des Tourismus hat sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte allerdings in großem Maße geändert. Während es in Küstenorten wie zum Beispiel dem beliebten Ferienort Norddeich in den 70-er-Jahren des letzten Jahrhunderts noch verhältnismäßig ruhig und beschaulich zuging und Sommerurlauber die Ruhe und die Meeresnähe im idyllischen Fischerdorf genossen, herrscht dort heute Massentourismus in einer keineswegs mehr an ein Fischerdorf erinnernden Umgebung vor. Zudem erstreckt sich heute im Gegensatz zu vergangenen Zeiten die Urlaubssaison fast über das ganze Jahr, sodass der Tourismus mit all seinen Auswirkungen quasi ganzjährig dominant ist.

Aus diesem Grund schildern die folgenden Abschnitte neben einer Betrachtung wirtschaftlicher Aspekte die Auswirkungen des heute vorherrschenden Massentourismus auf Einheimische wie Urlaubsgäste. Beispielhaft beziehen sich die Angaben auf die Situation im ostfriesischen Norddeich, wobei es in anderen beliebten Urlaubsarealen an der Nordsee kaum aussehen dürfte.


Wie beurteilen Einheimische und Urlaubsgäste die Situation

Wer in der Region Norden-Norddeich lebt, wird sicherlich schon oft kritische Anmerkungen bezüglich des Massentourismus im Freundes- und Bekanntenkreis vernommen haben. Dies ist zwar bereits ein Anhaltspunkt, was die Stimmung der einheimischen Bevölkerung angeht, ist hinsichtlich der Beurteilung der Gesamtsituation jedoch nicht repräsentativ. Deshalb wurde zur Analyse der Meinungen von Einheimischen wie Urlaubsgästen eine Befragung im sozialen Medium Facebook durchgeführt, deren Auswertung Ihnen im Folgenden dargestellt wird.

So geht aus den zahlreichen Kommentaren auf die Frage, ob der Tourismus in Norddeich ggf. etwas gedeckelt und die Schaffung neuer Ferienunterkünfte erschwert werden sollte, Folgendes hervor.

So meint der überwiegende Anteil aller Kommentatoren, dass Norddeich längst völlig überlaufen ist und es dringend Einschränkungen bezüglich des Ausmaßes des Massentourismus geben sollte. Vor allem unter Einheimischen herrscht oftmals bereits ein großer Frust und nicht wenige merken an, dass sie die touristischen Hotspots wie Norddeich oder auch Greetsiel nach Möglichkeit meiden. Zum Teil sind die Reaktionen (Kommentare) der einheimischen Bevölkerung sehr emotional und es fallen Begriffe wie „nicht mehr auszuhalten“. Doch auch zahlreiche Urlaubsgäste sind mit der derzeitigem Situation keineswegs zufrieden und würden eine Einschränkung des Massentourismus befürworten. Viele Touristen, die oftmals schon seit vielen Jahren nach Norddeich kommen, beklagen beispielsweise, dass der Ort seinen Charme verloren hat, dass es einfach zu voll ist, um einen erholsamen Urlaub zu verbringen, und das die vorhandene Infrastruktur, was beispielsweise Plätze in Restaurants angeht, dem ansteigenden Gästeaufkommen nicht mehr gerecht werden kann. Einige Urlaubsgäste weichen bereits auf Jahreszeiten aus, an denen etwas weniger Betrieb herrscht, andere suchen bereits alternative Urlaubsorte an der Nordsee. Die Anzahl der Menschen, die laut ihren Kommentaren mit der derzeitigen Situation in Norddeich einverstanden sind, ist hingegen relativ gering.

Aus vielen Kommentaren geht jedoch auch hervor, dass stets die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für die Region zu berücksichtigen ist und dass viele Menschen schließlich vom Tourismus leben würden. Mit dieser Thematik setzt sich der folgende Abschnitt auseinander.


Wirtschaftsfaktor Tourismus: Wer profitiert vom Urlaubsboom?

Dass Urlaubsregionen wirtschaftlich vom Tourismus profitieren, ist wohl unumstritten. So sind nicht nur im ostfriesischen Norddeich Abgaben wie der Tourismusbeitrag vorgesehen. Dieser Beitrag sollte im Übrigen nicht mit dem Kurbeitrag verwechselt werden, den Touristen abzuführen haben, sondern er wird in Norden-Norddeich von Unternehmen und Selbstständigen erhoben, die durch den Tourismus unmittelbare oder mittelbare wirtschaftliche Vorteile genießen. Die Einnahmen aus diesem Tourismusbeitrag werden für die Förderung des Tourismus und für Tourismuseinrichtungen verwendet.

Weiterhin profitieren Gastronomen und die Anbieter von touristischen Leistungen in besonderem Maße vom boomenden Tourismus. Dies bringt über zu entrichtende Steuern natürlich Geld in die kommunalen Kassen und schafft zudem auch Arbeitsplätze. Auch die Inhaber von Geschäften haben durch den Tourismus Vorteile, da viele Touristen neben Bäckereien und Supermärkten auch in anderen Geschäften wie Modeläden einkaufen. So ist beispielsweise der Stadtkern der Stadt Norden vor allem in der sommerlichen Urlaubszeit sehr belebt. Auch dieses Plus an Umsätzen fließt zum Teil über Steuereinnahmen in die jeweiligen kommunalen Kassen.

Viele Einnahmen werden auch über die Vermietung von Ferienunterkünften generiert. Diesbezüglich verbleiben jedoch nicht alle Einnahmen in der Region, denn zahlreiche Ferienimmobilien werden von größeren Investoren oder Menschen betrieben, die sich in der Vergangenheit Häuser oder Wohnungen in Norddeich gekauft haben. Eine kurze Betrachtung auf dem Internetportal
https://www.ferien-netzwerk.de/ liefert entsprechende Anhaltspunkte, die bestätigen, dass die meisten Ferienunterkünfte von Menschen betrieben werden, die nicht in der Region leben. Da sich diese Personengruppe allerdings zumeist nicht selbst um die Vermietung der Immobilien kümmern kann, werden diesbezüglich vor Ort ansässige Dienstleister beauftragt, was wiederum Arbeitsplätze schafft. Weiterhin profitieren auch vor Ort ansässige Handwerksbetriebe, da auch Ferienimmobilien instandgehalten werden müssen.

Bilanzierend kann nochmals betätigt werden, dass touristische Einnahmen bedeutend für Urlaubsregionen wie Norden-Norddeich sind. Selbstverständlich profitieren nicht alle Bewohner dieser Regionen in gleichem Maße. So leben einige zu 100 Prozent vom Tourismus, während andere so gut wir gar keine finanziellen Vorteile genießen können.


Fazit

Die wachsende Unzufriedenheit der einheimischen Bevölkerung und auch der vermehrte Unmut vieler Urlaubsgäste, die mit der ständig steigenden Anzahl an Urlaubern einhergeht, ist zumindest in der Urlaubsregion Norden-Norden auch den Verantwortlichen der Stadt bekannt und es wird an Lösungen gearbeitet. Wünschenswert wäre es, wenn entsprechende, möglichst wirkungsvolle Strategien zeitnah umgesetzt und zudem sowohl die Bedürfnisse von Gästen wie Einheimischen berücksichtigt würden. Schon aufgrund der Tatsache, dass viele Stammgäste nicht mehr zufrieden sind und zukünftig ggf. andere Urlaubsareale bevorzugen, sollte angestrebt werden, dass diese in Zukunft wieder gerne ihren Urlaub in der Region verbringen.

Schließlich gilt: Dort, wo für einen Großteil aller Urlaubsgäste ein schöner, erholsamer, aber auch erlebnisreicher Urlaub möglich ist, sollte für den Großteil der einheimischen Bevölkerung auch ein schönes und zufriedenes Leben möglich sein.